Warum ist das Grünland im „Fuhrberger Feld“ verschwunden?
Auf meinem elterlichen Betrieb wurden bis zum Jahr 1963 Kühe gehalten. Damals standen auf jedem Hof Kühe, die gehörten auf jedem Hof einfach dazu, damit das natürliche Grünland genutzt werden konnte. Etwa die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche bestand fast in allen Dörfern aus Grünland, die andere Hälfte war Ackerland. Die Grünlandflächen konnten damals nicht geackert werden, weil sie zu nass waren. Beim Heu machen wurde das gemähte Gras entweder auf Reuter, oder auf trockene Flächen gebracht, weil es auf dem feuchten Untergrund vergammelt wäre.
In vielen Weiden gab es kleine Inseln (siehe Foto), die etwas erhöht waren. Das Vieh konnte sich dorthin retten, wenn es mal wieder zu feucht geworden war.Richtig fette Weiden, wie sie in der Marsch vorkommen, hat es hier bei uns nie gegeben.
Der Umbruch von Grünland zog sich im Elzer Bruch über viele Jahre hin. Die Flächen waren oft sehr uneben und man fand häufig Raseneisenstein. Nicht nur in Elze, sondern auch in Buchholz/Aller.
Der Vater von Manfred Völker (Buchholz/Aller) schreibt dazu in seinen Erinnerungen: „1926 wurde das Wasserwerk Berkhof gebaut, was einen Wasserentzug zur Folge hatte, der sich in niederschlagsarmen Jahren verheerend auswirkt. Um die 30er Jahre war das Lister und der Südhorn eine Bruchlandschaft. Es gab dort im Verhältnis zu heute nur wenige Mähwiesen, Acker kaum. Das Vieh weidete auf Koppeln, die uneben und von Ellern und Birkengruppen bestanden waren.“
Es war oft nur minderwertiges Grünland, es brachte geringe Erträge, für Jungvieh zwar noch geeignet, für Milchkühe mit ihren höheren Ansprüchen eher nicht. Nach dem Umbruch wurde als erste Frucht oft Weizen angebaut, der sonst bei uns keine Rolle spielte, aber auf diesen Flächen brachte er im ersten Jahr ansprechende Erträge.
Nachdem eine unserer Weiden im Bruch umgepflügt war, lag so viel Raseneisenstein an der Oberfläche, dass wir ihn abgesammelt haben. Er hätte bei der Saatbettbereitung und beim Drillen sehr gestört.
Damals fielen alle Gräben im Bruch trocken. Sie waren hundert Jahre zuvor bei der Verkopplung angelegt worden. Am Rande dieser Gräben standen Erlen und Birken, die damals alle eingingen. Sie verrotteten im Graben. Zunächst erschien allen Landwirten die Erweiterung der Ackerflächen als etwas Positives. Die Erträge auf diesen neuen Feldern waren höher, als die Erträge, die das Grünland gebracht hatte. Aber diese Freude flachte nach und nach ab, als man merkte, die Felder waren so trocken, dass ohne Beregnung kein Blumentopf zu gewinnen war.
Hermann Wöhler schreibt dazu:In Fuhrberg kenne ich das Gest Moor als Gesmoor, in der Nähe meines Schweinestalles zwischen dem Kahlsweg und der Wasserwerkstraße gelegen. In meiner frühen Kindheit war es dort in einzelnen Jahren insbesondere 1961/62 noch nass und Dauergrünland. Dieses Gelände hat Höhenunterschiede mit langgezogenen Sandrücken und tiefergelegenen Moor Flächen, welches sich dann zum Anmoor entwickelt hat. Ungefähr 1970 habe ich als Kind dieses Dauergrünland mit einer Anhängescheibenegge mit Gewichten zerkleinert und dann mit einem kleinen Pflug umgepflügt. Seit dem ist dieses trocken gelegte Dauergrünland Ackerland mit sehr niedrigem Grundwasserstand.
Die Wasserförderung in Fuhrberg begann mit anfänglich kleineren Fördermengen 1959 welches zu gleich ein extremes Trockenjahr war, während 1961 ein extremes nasses Jahr war.Das Lütje Moor wurde so plattdeutsch genannt und dann später kleines Moor genannt. Es liegt ebenso in der Nähe meines Schweinestalles zwischen dem Kahlsweg und dem Heudamm. Dieses war ebenso Dauergrünland und wurde ebenso ca. 1970 zu Ackerland umgepflügt. Genauso wie das Gesmoor ist es mit langgestreckten Sandrücken und Moorsenken durchzogen, die sich dann zu Anmoor entwickelt haben. Etwa 1980 habe ich hier eine Teilfläche gekauft und dann rundherum Flächen dazu gepachtet, die ich heute noch als Ackerland mit sehr niedrigem Grundwasserstand bewirtschafte.
Im Wasserschutzgebiet gibt es heute eine Landwirtschaftlich genutzte Fläche von knapp 14.000 ha. Der Grünlandanteil liegt bei knapp 4.000 ha, beträgt also rund 28 %. Früher waren es rund 7.000 ha. Der Ackeranteil beträgt heute knapp 10.000 ha. Man kann sagen, dass rund 3.000 ha Grünland verschwunden sind, bzw. es wurde umgewandelt zu Acker. Nicht Entwässerungsmaßnahmen der Landwirte waren die Ursache, sondern eindeutig der Grundwasserentzug durch die Stadtwerke Hannover AG. Diese beklagen wiederum die Nitratauswaschungen unter den Umbruchflächen, wollen aber nicht eingestehen, dass sie die Verursacher sind. Man weiß heute sehr viel über den ökologischen Nutzen des Grünlands, aber die Umwandlung von 3.000 ha Grünland haben die Stadtwerke Hannover AG zu verantworten.
Im Rahmen der Kooperation Grundwasserschutz hatte ich über „Freiwillige Vereinbarungen“ einige Ackerflächen, die bis 1963 Weiden gewesen sind, mit Feldgras bestellt. Ich wollte aber verhindern, dass sie zu Dauergrünland wurden, denn das wäre eine totale Entwertung dieser Flächen geworden. Die Verpflichtung lief erst im Frühjahr aus, ich konnte nur noch Sommerrogen darauf aussäen. Zur Vorbereitung des Pflügens habe ich zunächst gefräst. Es war natürlich nach fünf Jahren keine dichte Grasnarbe vorhanden, aber eine starke Verunkrautung. Zufällig gab es zu der Zeit eine Besprechung im Wasserwerk. Ich erzählte, dass ich diese Flächen gerade gefräst hätte. Der damalige Leiter des Wasserwerks, Andreas Kalix, schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Er sagte sinngemäß, dass, im Hinblick auf die Nitratbelastung, eine solche Maßnahme unerwünscht sei. Ich war zunächst baff, mir fehlten die richtigen Worte. Erst später wurde mir klar, die Leute vom Wasserwerk haben eine andere Sicht auf die Dinge. Sie wissen nicht, was sie tun. Sie sehen nicht, welche Umweltschäden sie durch den Raubbau am Grundwasserkörper anrichten. Sie wollen gutes Wasser nach Hannover liefern, das gelingt ihnen auch, denn unser Grundwasserkörper bietet beste Qualität. Der hohe Waldanteil (41 % der Fläche im WSG) ist dabei sehr hilfreich.
5,2 Millionen Euro für den Grundwasserschutz – Land schließt Finanzhilfevertrag mit enercity AG (Pressemitteilung MU, 2018)
Olaf Lies, Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz (Mitte) und Dr. Susanna Zapreva, Vorstandsvorsitzende enercity AG, stoßen am Trinkwasserbrunnen vor dem Wasserwerk Fuhrberg anWir haben Minister Lies zu unserer Auftaktveranstaltung im April eingeladen, wir möchten mit ihm und Frau Dr. Zapreva mit unserem kostbaren Wasser anstoßen.
Der Termin steht jetzt fest, am 6. April findet die Veranstaltung statt.
Wir möchten ebenso mit dem neuen Regionspräsidenten anstoßen, wir hoffen, dass er sich ähnlich wie der alte Regionspräsident Zeit nimmt, um uns zu besuchen.
Besuch von Hauke Jagau in Fuhrberg
Im Wasserwerk Fuhrberg gab es zunächst selbst aufbereitetes, gutes Fuhrberger Wasser für den Regionspräsidenten (Mitte sitzend) und die Radlergruppe, ehe Andreas Kalix (rechts stehend) den Betrieb vorstellte.
Bild von Birgit Schröder aus Beitrag Regionspräsident auf Stippvisite beim Wasserwerk Fuhrberg auf www.marktspiegel-verlag.de
Wedemark, 30. Januar 2022
Heinz-Werner Reichenbach