Es ist ein ehemaliges Moorgebiet, das zwischen den Orten Plumhof und Lindwedel liegt, es gehört zum Wassergewinnungsgebiet Fuhrberger Feld, z.T. Heidekreis und z.T. Region Hannover.
Ausschnitt aus der „Kurhannoversche Landesaufnahme des 18. Jahrhunderts“
Aufnahme um 1947
Rudolf Jering (mit Schubkarre), beim Torfstehen im Plumhofer Moor. In der Grube von links Emil und Albert Görries. Zweite Frau von links ist Liesbeth Görries.
Diese Moor- bzw. Sumpflandschaft wurde etwa zwischen 1960 und 1978 trocken gelegt. In der Dorfchronik von Plumhof steht dazu folgender Text:
„Durch die neu angelegte Brunnenreihe in der Gemarkung Lindwedel (Horizontalbrunnen) und der enormen Schädigung der angrenzenden Flächen, wurden die Stadtwerke verpflichtet, den betroffenen Landwirten eine Nachentschädigung zu zahlen und aufgrund dessen wurde das gesamte Viehbruch ein Meter tiefgepflügt, um die tieferliegende Sandschicht mit dem Moor zu vermischen. Hiermit wollte man die alte Bodenfruchtbarkeit wieder herstellen.“ (Werner Beermann)
Die Kosten des Tiefumbruchs (teilweise 2,30 m tief) übernahmen die Stadtwerke Hannover AG. Es wurde dabei in Kauf genommen, dass riesige Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid freigesetzt wurde, man hatte diese Problematik damals noch nicht auf dem Schirm.
Dieser Einschar-Pflug konnte besonders tief pflügen, vier weitere Raupen wurden davor gespannt, um diesen Pflug ziehen zu können. Rainer Tornow wurde von seinem Vater Rolf fotografiert.
Dieser Einscharpflug wurde nur von einer Raupe gezogen, er konnte nur etwa 1 m tief pflügen. Es sollte gelber Sand nach oben gebracht werden, das war aber nicht überall möglich.
Herbst 1980 Fotos: Rolf Tornow
Es ist heute undenkbar, das ein etwa 200 ha großes Moor einfach umzupflügen, ohne dass große Proteste dagegen erhoben würden.
Wissenschaftler des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) haben kürzlich auch das Viehbruch untersucht (siehe Gabriele Schulte in der HAZ vom 1. Dezember 2021). Dort steht, dass eine 15 cm starke Torfschicht so viel Kohlenstoff speichert, wie ein hundertjähriger Wald auf gleicher Fläche. Wenn man davon ausgeht, dass die Torfschicht im Mittel 1,50 m tief war, dann ergibt sich daraus die Schlussfolgerung, dass die Vernichtung dieses Moores gleich zu setzen ist mit der Vernichtung eines 2.000 ha großen hundertjährigen Waldes.
Die Landschaft ist durch die Trinkwassergewinnung komplett verändert worden, die Oberfläche in diesem Gebiet ist um einen Meter abgesackt, weil der Hochmoortorf ausgetrocknet war. Das ist ein Schrumpfungsprozess, der niemals rückgängig gemacht werden kann. Eine Wiedervernässung ist auf den Tiefumbruchflächen aus meiner Sicht unmöglich, denn trockner Torf nimmt kein Wasser an. Es gibt aber Teilbereiche, die damals nicht umgepflügt werden konnten, dort wird z.Z. vom LBEG geprüft, ob man diese kleinen Bereiche als Moor erhalten kann.
Diese Bauminsel ist ein Relikt aus der Zeit, als hier noch Moor war.
Das Wurzelwerk dieser Birke hat sich angepasst, der Höhenunterschied zur alten Erdoberfläche ist gut erkennbar.
Das Viehbruch wird durchquert von dem Fluss Grindau. „Die Grindau entspringt im Viehbruch bei Wedemark-Plumhof und fließt zunächst westwärts unter anderem über Lindwedel, Adolfsglück, Hope, Esperke nach Grindau, wo sie in die Leine mündet.“
Die Absenkung des Grundwasserspiegel hat dazu geführt, dass die Grindau die meiste Zeit des Jahres ausgetrocknet ist. Nur bei Hochwasser der Leine und nach intensiven Niederschlägen führt sie noch Wasser.
Einige Landwirte haben damals gedacht, dass die ehemaligen Moorflächen nach dem Tiefumbruch besser genutzt werden könnten. Diese Flächen sind heute aber überwiegend kein Grünland mehr, weil Gras eben nur auf feuchtem Untergrund wächst. Sie wurden umgewandelt in Ackerland, damit ist zusätzliches CO2 freigesetzt worden. Bei der Umsetzung der Humusschicht wurden außerdem große Mengen an Nitrat freigesetzt. Die Experten der Stadtwerke Hannover AG versuchten die hohen Nitratwerte im Grundwasser den Bauern in die Schuhe zu schieben. Sie meinten, dass die erhöhten Nitratgehalte durch die Viehhaltung entstanden wären. Aber die spielt in diesem Gebiet keine große Rolle, die Zahl der Tiere ist insgesamt so hoch wie vor dem Tiefumbruch.
Heute müssen diese Flächen in Trockenperioden beregnet werden, damit überhaupt noch Erträge erzielt werden können.
Ein Bauer aus Plumhof, Otto Danzfuss“ hat damals seine Berufskollegen gewarnt. Er hat 1963 auch Eingaben an den Regierungspräsidenten von Lüneburg geschrieben und vor dem Bau eines weiteren Wasserwerks gewarnt. Er hat sich dabei auf den § 21 im Wassergesetz berufen. Im Jahr 1965 hat Otto Danzfuss eine Klage beim Verwaltungsgericht Lüneburg gegen die Stadt Hannover erhoben, wegen der “Anzapfung des Grundwassers“. In seiner Begründung führt er auf, dass ein Verleihungs-beschluss zur Wasserentnahme von 1941 im Jahr 1954 abgelaufen war. In dem Verleihungsbeschluss war eine Auflage enthalten. Es sollten schadensverhütende Maßnahmen ergriffen werden. Diese sind dann später durch die Beregnung passiert. Er beklagt, dass die „Schäden an unseren Forsten bis heute noch nicht abgeschätzt sind“. Er schreibt. “Für Hannover geht es hier um das b i l l i g e Grundwasser aus der Heide, was aus den Heidebauern wird, ist Hannover vollkommen schnuppe“.
Otto Danzfuss monierte auch, dass der Regierungspräsident sechs Jahre brauchte, bis die Pläne für das Wasserwerk Fuhrberg öffentlich ausgelegt wurden. Ähnlich wie Heinrich Kohne hat er damals große Weitsicht bewiesen.
Bis heute wird ein Raubbau am Grundwasserkörper betrieben. Unser Grundwasser hat allerbeste Qualität, aber die die 3,7 Mrd. (3.700.000.000) cbm Wasser, die in 110 Jahren entzogen wurden, haben bleibende, deutlich sichtbare Schäden hinterlassen. Eine Rückführung des Wassers ist dringend angesagt.
Nachdem das Hessische Ried durch die Wassergewinnung für den Großraum Frankfurt trocken gefallen war, hat man dort vor 30 Jahren mit einer Grundwasseranreicherung begonnen. Rheinwasser wird aufbereitet und über Infiltration dem Grundwasser zugeführt. Wasserechte werden dort nicht nach Millionen cbm vergeben, sondern nach Grundwasserpegelständen. Dies Lösung erscheint sehr sinnvoll zu sein, um die weitere Naturzerstörung aufzuhalten. Man fragt sich warum die Stadtwerke Hannover (enercity AG) nicht schon längst auf diese Idee gekommen sind. In ihrem kleinsten und ältestem Wasserwerk in Grasdorf führen sie eine Grundwasseranreicherung mit Leinewasser. Die Mengen in Grasdorf betragen allerdings nur einen Bruchteil der im Fuhrberger Feld geförderten Mengen. Es müssten große Summen investiert werden, wenn aus Aller, Leine und Wietze aufbereitetes Wasser in den hiesigen Grundwasserkörper infiltriert würden. Im Nachhaltigkeitsbericht der enercity AG für das Jahr 2020 taucht das Thema Wasser überhaupt nicht auf. Im Hause der enercity AG ist man sich wohl nicht darüber im Klaren, dass die Wasserförderung im Fuhrberger Feld eine massive Zerstörung der Natur ist.
Eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung ist für die Zukunft dringend erforderlich, die bisher entstandenen Schäden können zwar nicht mehr rückgängig gemacht werden, aber weitere Schäden müssen so schnell wie möglich vermieden werden.
Wedemark, 18.1.2022
Heinz-Werner Reichenbach