Grundwasserneubildung und LBEG

Liebe Mitglieder,

am letzten Mittwoch erschien in der HAZ auf Seite 7 eine Meldung mit der Überschrift:

„Studien: Bildung von Grundwasser stabil.“ Änderungen im Wassermanagement aber nötig / Regenwasser im Winter kommt nicht unten an.

Diese Feststellung kann jeder Waldeigentümer leicht selber treffen, wenn man den Spaten in den Boden sticht, stößt man sehr schnell auf trockenen Boden. Selbst nach dem etwas feuchteren Jahr 2021 war der Boden nicht ausreichend durchfeuchtet. Unterhalb von 80 cm war Mull. Es konnte sich kein Sickerwasser bilden, um das Grundwasser aufzufüllen. Der regenreiche September in diesem Jahr hat im Waldboden nur zu einer geringen Durchfeuchtung geführt. Die Pflanzen haben sich erst mal mit Wasser vollgesaugt. Der warme Oktober hat die Niederschläge komplett verdunsten lassen.

Wir haben in diesem Jahr bisher 465 mm Niederschlag gehabt. Im Jahr 2018, dem stärksten Dürrejahr waren es 447 mm. Der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrum zeigt eine extreme Dürre des Gesamtbodens bis zu einer Tiefe von ca. 1,80 m nicht nur im Fuhrberger Feld. Die Lüneburger Geest ist genauso betroffen. Seit mehreren Jahren gab es kein Sickerwasser zur Auffüllung des Grundwasserkörpers. Die Grundwasserzehrung geht also weiter. Es wird zwar oft von erhöhten Winterniederschlägen berichtet, erlebt haben wir sie bisher noch nicht.

Das Niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) schreibt dazu:

„Bisher zeigen die Modelle, dass die erhöhte Grundwasserneubildung im Winterhalbjahr die Verringerung der Grundwasserneubildung im Sommerhalbjahr im Landesmittel ausgleicht. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) berechnet für einzelne Grundwassermessstationen größtenteils fallende Trends der Grundwasserstände. Das stellt bei Betrachtung der Randbedingungen jedoch keinen Widerspruch dar, da aufgrund der hiesigen Kulturlandschaft flache Regionen drainiert sind und damit der zusätzliche Winterniederschlag in großen Teilen nicht versickern kann, sondern direkt abfließt. Zusätzlich ist dort die Verdunstung sehr hoch. In Niedersachsen sind diese Regionen vor allem Marsch- aber auch Geestlandschaften gerade in Küstennähe sowie Flussniederungen, in denen der zusätzliche Winterniederschlag zu keiner Erhöhung der Grundwasserneubildung führen kann.

Insgesamt bestätigen die Ergebnisse damit, dass der Klimawandel als solches sehr wahrscheinlich zu keiner signifikanten Verringerung der Grundwasserneubildung führen wird. Bezieht man jedoch in diese Berechnungen den menschlichen Eingriff in den Wasserhaushalt mit ein, so wird deutlich, dass Sommer-Dürren den Bedarf an Grundwasser zum Beispiel für die Landwirtschaft und die Industrie erhöhen, was bei gleichbleibender jährlicher Grundwasserneubildung an der Ressource Grundwasser zehren kann. Deshalb sind Anpassungsmaßnahmen wichtig, die den zusätzlichen Winterniederschlag in der Fläche halten, um die warmen und niederschlagsärmeren Sommer zu kompensieren.

So könnte sich beispielsweise künstliche Grundwasseranreicherung in Niedersachsen als eine bedeutende Maßnahme zur Anpassung an den Klimawandel entwickeln. Das LBEG will mit dem Projekt Klimafolgenanpassung Grundwasser und Boden (KliBoG), das vom Niedersächsischen Kompetenzzentrum Klimawandel“(NIKO) gefördert wird, in den kommenden fünf Jahren entsprechende Konzepte für niedersächsische Kommunen liefern.

Dieser Ansatz ist zu begrüßen, allerdings kann man zu einer besorgniserregenden Beurteilung kommen, wenn man sich auf dem NIBIS Kartenserver unser Absenkungsgebiet ansieht. In der beigefügten Präsentation ist zu erkennen, dass die Grundwasserneubildung in den beiden betrachteten Zeiträumen (2021 -2050 und 2071 – 2100) bei uns im Vergleich zu 1971 – 2000 deutlich vermindert ist. Dieser Rückgang der Grundwasserneubildung ist zwar je nach Klimaszenario (RCP8.5 oder RCP2.6) unterschiedlich ausgeprägt. In manchen Regionen Niedersachsens ist das nicht so. Die Aussage „Bildung von Grundwasser stabil“ führt jedenfalls zu einer falschen Sicherheit. Niedersachsenweit kann das stimmen, regional betrachtet ist es schlichtweg falsch. Wenn man eine Hand im Gefrierschrank hat und die andere auf der Herdplatte, stimmt zwar die mittlere Temperatur, aber das Ergebnis ist nicht sehr angenehm.

Herzliche Grüße vom Vorstand

Heinz-Werner Reichenbach