Wem gehört der Wald?


Für das Jahr 2012 werden im Wasserschutzgebiet (WSG) „Fuhrberger Feld“ 12.745 ha als Waldfläche benannt. Das sind 42 % der Fläche des WSG, also deutlich mehr als landesweit. Denn in Niedersachsen sind nur 25 % der Landfläche mit Wald bedeckt. Man kann also sagen, das „Fuhrberger Feld“ ist besonders waldreich.


Im Jahr 1906 kaufte die Stadt Hannover das Rittergut in Elze mit vielen Waldflächen. Es ging dann über in das Eigentum der Stadtwerke Hannover AG (SWH), heute nennen sich die Stadtwerke enercity AG. In späteren Jahren kauften die Stadtwerke weitere Flächen, nicht nur in der Gemarkung Elze, sondern auch in Fuhrberg und in den Nachbarkreisen Celle und Heidekreis hinzu. Heute besitzt die enercity AG mehr als 2.000 ha, ganz überwiegend Wald, aber auch etwas Grünland. Damit ist diese Aktiengesellschaft größte Waldeigentümerin in dem Trinkwassergewinnungsgebiet „Fuhrberger Feld“. Als weiterer großer Waldeigentümer sind die Niedersächsischen Landesforsten (Staatsforst) zu nennen.


Wie verteilen sich die Besitzanteile?
Den privaten Waldeigentümern gehören 68 %, den Niedersächsischen Landesforsten 17 % und
enercity 15 % der Waldflächen.
Der Staatsforst hat besonders große zusammenhängende Flächen, die enercity AG hat etwas weniger große Flächen, die nur z.T. nebeneinander liegen. Für den Privatwald sind kleinere verstreut liegende Flächen charakteristisch.
Im Durchschnitt besitzt ein privater Waldeigentümer 11,5 ha. Die ernercity AG besitzt damit fast das 200fache eines einzelnen Eigentümers. Aber alle Privateigentümer zusammen haben das 4,5fache an Waldflächen im Vergleich zu der enercity AG.
Die Interessen aller Waldeigentümer sind prinzipiell gleich, der Wald soll sich gut entwickeln. Das möchten auch alle, die im Wald spazieren gehen. Es ist ebenso ein gesellschaftliches Anliegen.


Wie geht es zur Zeit unserem Wald?
Es geht ihm schlecht, nicht erst seit kurzem, sondern schon seit langem. Seit Jahren sterben 170 – 200 Jahre alte Eichen im „Fuhrberger Feld“ reihenweise ab.


Diese Eiche im Elzer Bruch ist schon vor den drei Trockenjahren (2018-2020) abgestorben, sie musste jetzt gefällt werden, da trockene Äste runterfallen könnten und dadurch eine Gefahr darstellen.
Der Klimawandel spielt als Ursache sicherlich auch eine Rolle, aber in erster Linie ist die Grundwasserabsenkung als Ursache zu nennen. Diese großen Bäume haben mit ihrer großen Blattoberfläche eine höhere Verdunstungsrate, als jüngere Bäume, sie brauchen deshalb auch mehr
Wasser als diese. Sie haben über die Jahrzehnte sehr viel CO² speichern können. Diese Fähigkeit ist jetzt dauerhaft erloschen.
Kiefernwälder, die in Elze vor 40 Jahren gepflanzt wurden, sind eingegangen. Man fragt sich, was man noch pflanzen soll, wenn es selbst die Kiefer als besonders anspruchslose Baumart es nicht schafft, zu einem richtigen Baum heranzuwachsen.
Viele Kiefern sind außerdem in den letzten Jahren durch eine Pilzkrankheit (Diplodia) abgestorben.

Diese Kiefernkronen zeigen das Schadbild deutlich, der Baum stirbt von der Krone her ab. Wenige Monate vor dieser Aufnahme ist dieser Bestand durchforstet worden, da waren diese Bäume noch nicht als tote Bäume erkennbar.

Jetzt sind sie gefällt worden. So sieht das Ende einer Kiefer aus.
Ein Stück weiter, an diesem Weg im Elzer Asbrand, sind inzwischen fast alle Eichen abgestorben. Es ist für die Situation der Bäume bei uns nicht fünf vor zwölf, sondern fünf nach zwölf, wenn eine Eiche nur noch zur Hälfte belaubt ist, wird sie sterben. Eine Rettung ist dann nicht mehr möglich. Wir können den Zeiger nicht mehr zurückdrehen, so schön dies auch wäre.
Die Problematik ist im „Fuhrberger Feld“ zwar nicht so deutlich sichtbar, wie im Harz. Dort hat sich der Borkenkäfer rasend schnell ausgebreitet, die Schäden sind in kürzester Zeit sichtbar geworden. Bei uns ist es dagegen ein schleichender Prozess.
Vor zehn Jahren, nach 100 Jahren Wasserförderung, erklärte mir Andreas Kalix, der damalige Leiter der Wasserwerke, dass die Waldflächen der enercity AG dazu dienen sollen, auch in den nächsten hundert Jahren die Einwohner der Stadt Hannover mit Trinkwasser zu versorgen. Er sah nicht, was 100 Jahre Entzug des Grundwassers schon damals angerichtet hatten.
Ein Landwirt, der seinen Acker nicht auf Entzug düngt, also die Nährstoffe ersetzt, die mit der Ernte vom Acker abgefahren werden, wird sehr schnell dafür mit Missernten bestraft. Wenn man etwas entzieht, muss man auch wieder etwas zuführen, sonst geht es schief. Einem Konto kann man auch nicht nur Geld entnehmen, es sollte regelmäßig wieder aufgefüllt werden. Der Kreislaufgedanke muss auf allen Ebenen fest verankert werden, auch bei der enercity AG und den Bewilligungs-behörden.
Alle Waldeigentümer, ob staatlich, privat oder enercity AG, sind in gleicher Weise von den Auswirkungen der Grundwasserabsenkung betroffen. Es ist höchste Zeit etwas zu unternehmen.
Fotos und Text: Heinz-Werner Reichenbach